Taktische Kommunikation für Frauen 24.8.2022 (Basel)

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Bedenken – nicht authentisch

Zwei Vertikale im Gespräch (Obama und Putin)

Es war eine geradezu ikonische Szene, bei der die kommunikativen Elemente des Move Talks alles verbal Geäusserte an Bedeutung weit übertreffen. Hier sprechen zwei Vertikale vor allem mit den Armen, Beinen und dem Rumpf, mit Mimik, mit Blicken und Nicht-Blicken – eben Movetalk. Dass es verbal dabei um russisch und englisch ging, war völlig zweitrangig.

Bis 2009 hatten sie sich persönlich noch nie getroffen. Bei einem „Kaviar-Frühstück“ in Putins Vorstadt-Residenz Novo-Ogaryovo holten sie dies nach. Die beiden Delegationen von Obama und Putin begeben sich zu mehreren länglich arrangierten niedrigen Tischen.

  • Putin geht voraus und weist mit einer Handbewegung die Plätze zu.
  • Er nimmt auch als erster Platz und zwar breitbeinig und den Oberkörper weit nach hinten und steif aufrecht an die Lehne gedrückt.
  • Obama setzt sich dann auch, lehnt sich aber überhaupt nicht an, sondern beugt sich vor, lächelt breit – und zieht dann erst einmal beiläufig unter dem Tisch seine rechte Socke hoch (!).
  • Obama schaut Putin während des gesamten Frühstücks sehr selten an, im Zweifelsfall blickt er auf seinen Dolmetscher.
  • Während Obama spricht, beschäftigt sich seinerseits Putin demonstrativ mit etwas viel Wichtigerem, nämlich mit einem Frühstücksei, das vor ihm auf dem Tisch stand.
  • Obama redet währenddessen, die ganze Zeit nach vorne gebeugt, allerdings ist Putin dabei seltenst sein direkter Adressat, sondern im Zweifelsfall die Tischoberfläche.
  • Putin währenddessen löffelt weiterhin langsam sein Ei, schweigend, mit unbewegter Miene, an die Sitzlehne gepresst.
  • Nun hat ein rot gewandeter Kosak seinen Auftritt. Schräg rechts im Rücken von Putin, und von Obama unmöglich zu übersehen und fällt in diesem offiziellen Kontext völlig aus dem Rahmen. 
  • Auf jeden Fall ist es eine choreografische Aktion, die geradezu nach einer Erklärung schreit.
  • Doch Obama schafft es, diesen demonstrativen Akt komplett zu ignorieren. Er redet unberührt weiter zur Tischfläche hin, nicht zu Putin, während Putin  zurückgelehnt ihn die ganze Zeit direkt anschaut, in der einen Hand inzwischen eine Untertasse, in der anderen einen Kaffee (nicht mal Tee!).
  • Den Gefallen, Putin nun danach zu fragen, was der Typ da eigentlich macht, tut ihm Obama ausdrücklich nicht.
  • Der dramatische Höhepunkt dieser politischen Bewegungen, wenn die eine Seite eine pathetisch auffallende und völlig ungewöhnliche Choreographie aufführt – die die andere Seite aber ebenso auffallend und theatralisch mit Nichtbeachtung straft. Nahelegend wäre es ja gewesen, nach der Bedeutung dieser kosakischen Aktion zu fragen. Sie derart blasiert zu übersehen, ist schon fast ein Affront.

Horizontal und Vertikal im Gespräch (Merkel und Putin – erster Teil des Videos)

Am Anfang des Staatsbesuchs geben sich Putin und Merkel routinemässig freundlich die Hand, dann nehmen beide auf ihren Stühlen Platz.

  • Putins grosse Labradorhündin kommt auf die beiden zu (Merkel hat eine Phobie gegen Hunde)
  • Putin greift den Hund am Halsband und zieht ihn im Sitzen von Merkel weg
  • Der Hund hat kehrt gemacht und läuft wieder Richtung Merkel.
  • Jetzt greift Putin allerdings nicht mehr ein. Er lässt den Hund gewähren und schaut nur noch zu, ein amüsiertes Grinsen kann er nicht unterdrücken. So war es wohl geplant.
  • Es kommt sogar so nah, dass die grosse schwarze Labradorhündin an den Händen in Merkels Schoss herumschnüffelt.
  • Merkel ist deutlich anzusehen, was es sie kostet, in diesem Moment ihre Fassung zu behalten.
  • Als der Hund endlich die Schnauze wegzieht und sich in ihrer Nähe hinhockt, gelingt es Merkel sogar, sich ein Lächeln abzuringen.
  • Im Nachgang äusserte siich Merkel, „diesmal sei sie in die KGB-Falle getappt.“
  • Und worin bestand diese Falle? In einem Angriff, der persönlich trifft und so lähmt, dass man ihn nur noch meint, aushalten zu können.
  • Merkel folgt mit ihrem Verhalten einem gängigen horizontalen Muster:
    • Da findet etwas statt, was enorm ärgert: weil das Meeting aber sinnvoll weitergehen soll, spreche ich es lieber nicht an. Ich muss eine verletzende Bemerkung über meine Person anhören, aber wenn ich darauf eingehe, wird es peinlich für alle Beteiligten, also: lieber nichts sagen.
    • Bestenfalls lässt sich das nachher unter vier Augen zu klären, wenn überhaupt. Dann kann der Aggressor sein Gesicht wahren und ich verstehe vielleicht auch etwas über seine Beweggründe.
  • Gemäss den Eskalationsstufen: Sobald der Hund die Bühne betritt, kann von High Talk keine Rede mehr sein. Es kann nun auch nicht mehr um den Austausch von Zugehörigkeitsbotschaften gehen.
  • Typisch für ein horizontales Vorverständnis der Situation ist das unentwegte Festhalten am Sachinteresse auch dann noch, wenn die andere Seite völlig andere Zeichen gibt.
  • Angesichts des schwarzen Labradors beim Gegenüber Kooperationsbereitschaft zu unterstellen und dann mit business as usual auf einer Sachebene weiterzumachen, ist kommunikationstechnisch nicht hilfreich.
  • Denn für das vertikale Gegenüber wird die entscheidende Frage, ob es im Folgenden Gleichrangigkeit gibt oder ob ein Verhältnis der Über- bzw. Unterordnung, ob ich besser zuhören sollte oder ob das als irrelevant abtue, genau mit diesem Verhalten hinreichend beantwortet.
  • Das ist das vertikale Hauptthema, und nicht die verfrühte Erörterung von Sachfragen. Wenn mich jemand anschreit, und ich ignoriere das einfach, bin ich keinen Schritt weiter.
  • Move Talk aber – auch wenn ein Labrador das übernimmt – ist für Vertikale wie lautes Schreien, und wenn ich ihn nicht adäquat beantworte, verliere ich. Erst die Aufmerksamkeit, dann den Respekt.
  • Bei solchen offensiven Aktionen von vertikaler Seite besteht die erste Herausforderung darin, überhaupt die Ebene der Konfrontation zu identifizieren. Denn Horizontale mit ihrem Hang, so schnell wie möglich in Sachthemen einzusteigen, setzen dieses Interesse flächendeckend voraus.
  • Im Nachhinein ist es immer einfacher die richtige Verhaltensweise vorzuschlagen. Wie hätte evtl. eine Reaktion aussehen können?
    • Ignorieren darf man den Hund ganz sicher nicht, weil einem das bei einem Vertikalen keinerlei Achtung einträgt.
    • Also muss man es auf sich nehmen, seinerseits den gesamten Rahmen zu stören (gerade im Interesse einer späteren Sachlichkeits-Chance!).
    • Vielleicht am besten mit einem Basic Talk, der das Alleroffensichtlichste aufgreift, und das ist natürlich die Anwesenheit des Hundes.
      • 1. Lächeln,
      • 2. Langsam Aufstehen,
      • 3. Sich zu Putin wenden (das alles ist Move Talk),
      • 4. den Rang klären: „Du bist der Präsident Russlands… ich bin die Bundeskanzlerin Deutschlands“
      • 5. Pause lassen, damit das wirken kann,
      • 6. der gelassene, laute, langsame Basic Talk: „Der Hund muss jetzt raus.“
      • Das wird bestimmt nicht gleich funktionieren, möglicherweise muss das bis zu zwei Mal in genau derselben Abfolge wiederholt werden
    • So ein Verhalten ist in der Regel für Horizontale eine echte Herausforderung. Ohne vorheriges Training gelingt das nur schwer. Vertikale werden von so einer Aktion aber ziemlich sicher erreicht.

Sichtbar im Arbeitsumfeld

Wie kann man im Arbeitsumfeld seine Leistungen sichtbar machen und sich stärker positionieren?

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